15 wichtige Ereignisse im Medien-Monat April 2021
Kampf um Meinungsfreiheit wird härter
zusammengestellt von Oskar H. Metzger
- Laschet verteidigt Schauspieler-Protest
Rund 50 Schauspieler protestierten gegen die Schließung der Kulturstätten bis Ende Juni. Ihre Aussagen stießen auf Kritik des Mainstreams, der sie als Sympathisanten der Corona-Demonstranten einstufte. Ein Rundfunkrats-Mitglied forderte von ÖR-Sendern, die Zusammenarbeit zu beenden. Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet verteidigte sie mit der Aussage: „Von diesen 50 ist keiner AfD, keiner rechts.“
- Stellen-Abbau bei Anzeigenblättern
Funkes NRW Wochenblatt GmbH reduziert die Auflage um knapp eine halbe Millionen Exemplare. Zudem streicht man Arbeitsplätze. Denn es werden 13 der 33 Redakteure nicht mehr benötigt. Um betriebsbedingte Kündigungen bei den Anzeigenblättern zu vermeiden, wird Mitarbeitern angeboten, freiwillig auszuscheiden oder ihre Arbeitszeit zu verringern und dafür eine (Teil)Abfindung zu bekommen.
- Pressefreiheit in Gefahr
In der Rangliste der Pressefreiheit verschlechterte sich Deutschland im Jahr 2020 wegen der Verfünffachung der Übergriffe (von 13 auf 65) von Platz 11 auf Platz 13. Deshalb fordern Journalisten-Organisationen einen Kodex für Medienhäuser gegen Gewalt und Bedrohung. Dabei geht es um rechtliche Unterstützung ebenso wie um Personenschutz und Hilfe beim Wohnungswechsel.
- Corona-Schub für Online-Angebote
Die Fachverlage bauen unter dem Einfluss der Corona-Folgen ihre Online-Angebote aus. Das geht mehrheitlich zu Lasten der Printausgaben. Bei 46 % der Redakteure rückten in einer Umfrage vor allem digitale Events, Messen und Webinare in den Fokus neuer Angebote. 49 % der Journalisten beklagen eine Verschlechterung des Informationsangebots seitens der Unternehmen.
- Merz kritisiert ÖR-Moderatoren
Gegen den Gender-Stern geht erstmals ein prominenter CDU-Politiker vor. Friedrich Merz fragt, wer Nachrichtenmoderatorinnen und -moderatoren das Recht gibt, in ihren Sendungen die Regeln unserer Sprache zu verändern. Denn die überwiegende Mehrheit, die ÖR-Pflichtbeiträge aufbringe, lehne die Gender-Sprache ab. Frankreichs Regierung habe sie staatlichen Institutionen bereits untersagt.
- Blackfacing beschädigt Freiheit der Kunst
Wegen der Absetzung seines fiktiven, schwarz geschminkten Kanzlerkandidaten durch den Bayerischen Rundfunk hat der Kabarettist Helmut Schleich den Sender kritisiert. Die ARD-Anstalt hat die Satirefigur wegen Kritik am so genannten Blackfacing gestrichen. Schleich bedauerte, dass „der Diskriminierungsvorwurf stärker gewichtet wurde als die Freiheit der Kunst“.
- SWMH-Misere belastet Süddeutsche Zeitung
Die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH) hatte 2019 laut Bundesanzeiger Konzern-Umsatzerlöse von 922,7 Mio. Euro und lag damit 21,6 Mio. Euro unter 2018. Der Konzern-Jahresfehlbetrag betrug 43,0 (2018: 9,2) Mio. Euro. Die SWMH befindet sich in einem massiven Umbruch, den auch die Süddeutsche Zeitung mit Stellenabbau zu spüren bekommt.
- Burda bringt Zeitschriften-Neuheit
Die Hubert Burda Media baut die Angebote zu Gesundheits-Themen aus. Jetzt erschien die erste Ausgabe des Printmagazins der Marke Netdoktor. Burda hat das deutsche Online-Portal Netdoktor.de seit 2019 in seinem Portfolio. Es bietet Infos zu Krankheiten und gesundem Lebensstil. 2021 kamen die jeweiligen Portale in Österreich und der Schweiz dazu.
- Wagenknecht-Thesen gegen Denkverbote
In ihrem neuen Buch sagt Sahra Wagenknecht, Denk- und Sprachverbote gingen an den Bedürfnissen der Menschen vorbei. Linke seien keine Interessenvertretung gutsituierter Großstadt-Akademiker, sondern schlechtbezahlter Service-Jobber. Identitätspolitik blase Unterschiede zu bombastischen Gegensätzen auf und die Impf-Misere zeige, dass der Nationalstaat unersetzbar sei.
- Kubicki will Meinungsäußerungen ohne Angst
In einem Interview setzt sich der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Wolfgang Kubicki gegen moralische Verächtlichmachung von abweichenden Meinungen und Fragestellungen ein. Menschen müssten ihre Ansichten wieder frei und ohne Schere im Kopf äußern können. Sie dürften keine Angst haben, dass sie dafür sozial geächtet und in ihrer Existenz ruiniert würden.
- Heißer Streit um Corona-Demos
Die Corona-Demos sind heiß umstritten. Für die einen marschieren dort „Spinner“, für andere eine Art „Querdenker“. Die Demo-Gegner haben den Mainstream und jetzt sogar den Verfassungsschutz auf ihrer Seite. Die Corona-Demonstranten beklagen dagegen eine Doppelmoral, weil bei ihnen die Vorkommnisse aufgebauscht und bei der Antifa verschwiegen würden.
- Amazon-Strategie schafft Arbeitsplätze
Nach der Übernahme durch Jeff Bezos wurde die Washington Post nach der Strategie von Amazon umgekrempelt und dabei auf Data first gesetzt. Die Washington Post dürfte unterdessen drei Millionen zahlenden Online-Only-Abonnenten erreicht haben. Die in der Pandemie eingebrochenen Werbeumsätze sprudeln digital massiv. Jetzt werden 150 neue Journalisten eingestellt.
- Bild-Fernsehen wird ausgebaut
Die Bewegtbild-Pläne von Axel Springer nehmen weiter Fahrt auf. Nun hat der Medienkonzern mitgeteilt, dass ein eigener „Bild“-Fernsehsender starten soll, mit Claus Strunz als Programmchef. Und das noch vor der Bundestagswahl im September. Dabei soll ein am Vormittag beginnendes Live-Programm der Kern sein und täglich bis zu sechs Stunden ausgestrahlt werden.
- Vertrauens-Zunahme für die Medien
Grund zur Presse-Freude. 56% gaben bei der Umfrage der Uni Mainz Ende 2020 an, „voll und ganz“ bzw. „eher“ Medien zu vertrauen, wenn es um Sachverhalte wie Umweltprobleme, Gesundheitsgefahren oder politische Skandale geht. Weniger waren es 2019 (43%) und 2015 (28%). Zwei Drittel der Befragten weisen den Vorwurf der „Lügenpresse“ zurück.
- Wenige Auflagen-Gewinner und viele Verlierer
Bei der IVW-Quartalsauflage am deutlichsten aufwärts ging es gegenüber dem Vorjahr für die Zeit mit plus 24,5 % und das Handelsblatt mit plus 3,7 %. Bild büßte 10,1 %. Weitere Verlierer waren SZ (minus 0,7 %), FAZ (minus 3,2 %) und Welt (minus 21,1 %). Rückgänge bei den Wochen- und Sonntagszeitungen hatten BamS (minus 6,7 %) und WamS (minus 5,8%), während die FAS 1,1 % gewann.
Oskar H. Metzger (Karikatur: Bubec).
Oskar H. Metzger profilierte sich als Ressortleiter bei Handelsblatt, Augsburger Allgemeine und WirtschaftsWoche ebenso wie als Herausgeber des Finanz-Pressedienstes und stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbandes.
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