15 wichtige Ereignisse im Medien-Monat Dezember 2020
Plan: Rundfunkbeitrag soll auch Zeitungen fördern
zusammengestellt von Oskar H. Metzger
1. Privatisierung
Jetzt wird intensiv über den Rundfunkbeitrag diskutiert. So hat eine Arbeitsgruppe im CDU-Fachausschuss “Wirtschaft, Arbeitsplätze, Steuern“ brisante Vorschläge zur Reform des ÖR-Rundfunks entwickelt. Danach soll die Kostenstruktur effizienter werden und die Politik aus den Aufsichtsgremien verschwinden. Als Fernziel ist die Privatisierung angedacht.
2. Medienfonds
Die CDU-Fraktion in BW regt die Umwandlung des Rundfunkbeitrags in eine Art Medienfonds an. Daraus könnten gegebenenfalls neben den ÖR-Anstalten auch Zeitungen und andere Medien gefördert werden. Außerdem müsse man darüber nachdenken, auf nicht überlebensfähige Sender wie den Saarländischen Rundfunk zu verzichten oder sie zu fusionieren.
3. Programm
Bei der Debatte über die Rundfunkgebühr geht es laut Gabor Steingart auch um das Programm und dessen abnehmende Akzeptanz. Es werde zu viel für Fußballspiele bezahlt, keine parteipolitische Neutralität in Talks gewahrt und nicht rechts von Angela Merkel kommentiert. Bei der Wirtschaftsberichterstattung gehe es nur um die Sünden von Großkonzernen und nicht um die Erfolge des Mittelstands.
4. Gender-Kritik
Das ZDF stößt als „Genderfunk“ auf Widerstand. In den FAZ-Leserbriefen regt man sich auf über das „Stotter-Sprachgestammel“ in den „heute“-Nachrichten. Durch eine „schulmeisterhaft agierende Minderheit“ fühlt man sich bereits wieder an eine Bücherverbrennung erinnert. Was tun? Der überwältigenden Mehrheit bleibe lediglich, die „heute“-Nachrichten des ZDF zu boykottieren.
5. Talkshow-Könige
Talkshow-Könige sind 2020 Peter Altmaier und Karl Lauterbach mit je 14 Auftritten, Olaf Scholz und Markus Söder mit jeweils 11 Auftritten und Annalena Baerbock, die zehnmal dabei war. Als Thema dominiert Corona mit 66 Talkshows. Parteiauftritte: CDU/CSU (2020:94/2019: 91), SPD (83/65), Grüne (32/39), FDP (28/26), Linke (19/21) und AfD (6/13).
6. Umgangs-Tipps
Meinungsmache und Verhaltens–Fernsteuerung sind heutzutage raffiniert. Prof. Stephan Russ-Mohl hat deshalb Spielregeln im Umgang mit Manipulation aufgestellt. Vor allem solle man auf die Vielfalt seiner Informationsquellen achten. Es genüge nicht mehr, als Linksliberaler SZ und Tagesspiegel sowie als Konservativer FAZ oder Welt zu abonnieren.
7. Lagerdenken
Was denken die anderen? Das erfährt man laut Russ-Mohl so: Als Linker gelegentlich in NZZ oder sogar Tichys Einblick bzw. Achgut reinschauen. Und Liberal-Konservative könnten in taz oder Freitag ihren Horizont erweitern. Denn der Journalismus habe sich stark polarisiert. Der Spiegel habe in einem Debattenbeitrag als neuen Stil verkündet: „Die Zeit der Neutralität ist vorbei.“
8. Konkurrenz
Die Konkurrenz zu den Mainstream-Medien entwickelt sich rasant. Die alternative Plattform reitschuster.de wuchs im November um 28,7% auf 2,3 Mill. Besucher und 4,1 Mill Aufrufe. Damit wurde der viel größere Cicero-Blog mit 1,96 Mill. Besuchern deutlich überholt. Sein Erfolg liegt laut Reitschuster „am Versagen klassischer Medien wie etwa der Welt oder der Frankfurter Allgemeine“.
9. Cancel Culture
Nach 25 Jahren beendet das Hamburger Schmidt-Theater die Zusammenarbeit mit Kay Ray, berichtet die „NZZ“. In der Abschiedsmail an den Entertainer werden dafür Beschwerden von Mitarbeitern angegeben, die sich beleidigt fühlten. Wie zwei Informanten dem Kabarettisten berichteten, hätten sich muslimische Kellner beschwert, die Satire wohl nicht verstehen würden.
10. Ikea
Im Zuge der digitalen Transformation stellt Ikea seinen immer weniger genutzten Katalog ein, weil sich Kundenverhalten und Medienkonsum gewandelt haben. Denn der Onlinehandel ist 2019 um 45% gewachsen und die Ikea-Website verzeichnet inzwischen 4 Mrd. Besucher. Der seit 70 Jahren gedruckte Katalog erreichte in Spitzenzeiten 217 Mill. Exemplare.
11. SZ
Harte Worte der taz mit Blick auf München. Bei keiner der großen Zeitungen werde so gespart wie bei der „Süddeutschen“, lautet die Zwischenbilanz. Laut einem Effizienzprogramm sollten bis Ende Dezember 50 Leute freiwillig gehen, doch anscheinend sind es eher 35, sagen Mitarbeiter. Und bei den Führungspositionen für Frauen stehe die SZ nur auf dem nicht zufriedenstellenden vierten Platz.
12. RTL
Bei RTL fallen 2021 bis zu 150 Arbeitsplätze weg. Das sind 3% bis 4% der Stellen, die sozialverträglich abgebaut werden sollen. Betriebsbedingte Kündigungen will man vermeiden, aber nicht ausschließen. Nach der Krise wird also keinesfalls weitergemacht wie bisher. Gespart werden soll beispielsweise auch bei Events und Reisen, weil man mehr auf digitale und hybride Veranstaltungen setzt.
13. FAZ
Mehr Geld für dünne Zeitungsausgaben? Das steht den FAZ-Lesern bevor. Zum Jahresanfang steigt der monatliche Abo-Preis auf 71,50 (zuvor: 69,90) Euro oder 858,00 Euro im Jahr. Das Kombiangebot von FAZ und FAS kostet dann 78,50 (76,90) Euro. Ins Auge sticht das digitale Kombinationsangebot (E-Paper) für beide Zeitungen zum Preis von 48,90 Euro.
14. Einstiegsgehälter
Das Durchschnittsgehalt akademischer Berufseinsteiger liegt laut StepStone bei 45.400 Euro brutto. Die fast niedrigsten Einstiegsgehälter gibt es mit 36.600 Euro im Bereich Agentur, Werbung, Marketing und PR. Am meisten wird in großen Unternehmen bezahlt, aber auch in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen sowie in Stuttgart, München und Frankfurt.
15. Pleitewelle
Laut einer HDI-Umfrage droht durch Corona ein Aderlass an selbständigen Unternehmern und Freiberuflern. Mit Abstand am stärksten ausgeprägt ist die Furcht bei Erwerbstätigen in Marketing, Werbung und Medien. In der von kleinen Unternehmen geprägten Branche erwarten 75% aller Beschäftigten eine Pleitewelle und 69% einen Schwund an Selbständigkeit.
Oskar H. Metzger (Karikatur: Bubec).
Oskar H. Metzger profilierte sich als Ressortleiter bei Handelsblatt, Augsburger Allgemeine und WirtschaftsWoche ebenso wie als Herausgeber des Finanz-Pressedienstes und stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbandes.
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