15 wichtige Ereignisse im Medien-Monat Februar 2022
Ukraine-Krieg verdrängt Karneval
zusammengestellt von Oskar H. Metzger
- Sender stellen Programme um
Karneval und Krieg in der Ukraine bedeuteten auch einen Spagat für die Medien. Der Lokalsender Radio Köln änderte nach Kriegs-Beginn sein Programm und sendete keine Karnevalsmusik mehr. Auch der ÖR-Radiosender WDR4 wechselte sein Programm, spielte Pop statt Stimmungsmusik. Das WDR-Fernsehen setzte zunächst auf Karneval, beendete aber nach drei Stunden die TV-Sendung.
- Döpfner-Widerstand hat Folgen
Im BDZV regt sich Widerstand gegen Springer-Chef Mathias Döpfner wegen seinem Verhalten in der Affäre um Ex-Bild-Chef Julian Reichelt. Die Zeitungsgruppe Madsack zog Konsequenzen und ihr Geschäftsführer Thomas Düffert trat als Stellvertreter zurück. Madsack will jedoch BDZV-Mitglied bleiben, während die Funke Mediengruppe mit einem Verbands-Ausstieg droht.
- Trump-Rache startet mit Pannen
Ex-US-Präsident Donald Trump feiert seine Rückkehr in soziale Netzwerke. Denn die hauseigene Social-Media-App „Truth Social“ ist jetzt verfügbar. Sie soll eine Alternative zu den etablierten Plattformen sein, die nach Angaben von Trump die Meinungsfreiheit einschränken und vor allem konservative Stimmen unterdrücken. Beim Start gab es jedoch einige technische Pannen.
- Werbe-Erholung macht Hoffnung
Die deutschen Medien erholen sich bei Anzeigen und Werbespots von den schlimmsten Pandemie-Phasen. Im Januar hatten sie laut Nielsen einen Brutto-Werbeumsatz-Zuwachs von fast 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Fernsehen steigerte um 15,7 % und die Zeitungen um 13,1 %, während es die Publikumszeitschriften nur auf 4,7 % brachten.
- Zeit-Erfolg durch Investitionen
Die Zeit gewann in den Pandemiejahren 110.000 Abos dazu, davon 10.000 bei Print. Rekorde hatten auch Werbeerlöse und Vertriebsumsätze. Das liegt laut Verlags- und Redaktionsspitze an Investitionen in neue Inhalte und Marketing. Die Redaktion wuchs in zweieinhalb Jahren um fast 100 auf jetzt 400 Köpfe. Und „im Vergleich zu anderen“ schreibe man der Zeit „ein hohes Maß an Meinungsvielfalt zu“.
- Schweiz gegen Medien-Förderung
In einer Volksabstimmung haben sich 54,6% der Schweizer gegen eine zusätzliche staatliche Finanz-Förderung von privaten Medien ausgesprochen. Die meisten Nein-Stimmen kamen aus der Deutsch-Schweiz. Mit dem Finanz-Paket sollten private Medien mit bis zu 151 Mill. Franken jährlich aus der Bundeskasse sowie der Radio- und Fernseh-Abgabe unterstützt werden.
- DW-Untersuchung führt zu harten Konsequenzen
Nach Antisemitismus-Vorwürfen gegen Mitarbeiter der Deutschen Welle gibt es fünf Trennungsverfahren und elf Verdachtsfälle. Das ist ein Ergebnis der Untersuchung zur DW-Arabisch-Redaktion. Der Sender will zudem eine verpflichtende Antisemitismus-Definition festlegen. Dazu gehören die Anerkennung des Existenzrechts Israels und die Ablehnung von Leugnung des Holocaust.
- Rücktrittsforderung nach Missbrauchsgutachten
Als BR-Rundfunkratsvorsitzender ist der katholische Geistliche Lorenz Wolf durch das Münchner Missbrauchsgutachten in die Kritik geraten. In einer Verteidigungsrede bat er um Verzeihung für seine Schuld. Als medienpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion sagte Helmut Marktwort, wenn Wolf als Rundfunksratsvorsitzender nicht zurücktrete, schade er dem BR und der Kirche.
- Zwischenspeicher ärgert Welt-Chef
Ein Kommentar brachte Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt großen Ärger. Nicht deshalb, weil er der Bundesinnenministerin auf die Finger klopfte. Sondern weil eine Mitarbeiterin bei der Digitalisierung einen Fehler machte. So wurde aus „superlinke Aktivistinnen“ zum Entsetzen des Autors „super Holocaust-Überlebende“. Schuld soll ein Zwischenspeicher sein.
- NZZ beklagt mangelnde Journalisten-Souveränität
Bei Corona-Protesten fehlt Politikern, Behörden und Journalisten oft die souveräne Haltung, beklagt die „NZZ“. Oft dränge sich der Eindruck auf, dass zwischen gutem und schlechtem Protest unterschieden wird. Corona-Demos würden verdammt, weil kaum jemand eine Maske trage, aber eine „Black-Lives Matter“-Demo würde gefeiert, obwohl auch dort kaum jemand eine Maske trug.
- Reichelt arbeitet an Konkurrenz-Medium
Den Medien droht Konkurrenz: Ex-Bild-Chef Julian Reichelt ist in Gesprächen mit IT-Milliardär Frank Gotthardt, dem in Koblenz regionale Fernsehsender gehören. Der Ehrenvorsitzende des Wirtschaftsrats der CDU Rheinland-Pfalz forderte von seiner Redaktion, jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf zu treiben und „werden wie die Bild-Zeitung“. Dabei kann ihm Reichelt sicher helfen.
- Zeitschriften-Verleger hoffen auf Staat
Die Zeitschriftenverleger rechnen ohne staatliche Förderung mit zahlreichen Titel-Einstellungen. Beispielsweise sei Papier so knapp, dass das Erscheinen von Objekten in den kommenden Monaten nicht mehr gesichert sei. Durch eine staatliche Förderung soll beispielsweise sichergestellt werden, dass gedruckte Presse auch in ländlichen Gebieten weiter zugestellt werden kann.
- Neues Magazin angekündigt
Einen Hoffnungsschimmer gibt es für die Medien aus Stuttgart. Dort kündigte die „Motor Presse“ für April ein neues Magazin an. Die hoffnungsvolle Zeitschrift „2×45“ wendet sich an Amateur-Fußballer. Zum Start ist eine Druckauflage von 60.000 Exemplaren geplant. Zielgruppe sind über vier Mill. Menschen, die mehrmals im Monat aktiv Fußball spielen.
- Bundesbürger gegen Corona-Panikmache
Laut einer Allensbach-Umfrage vermitteln 2022 für 46% (2021: 34%) der Bundesbürger die Medien bei Corona eher Panikmache und nur für 28% (41%) ein wirklichkeitsgetreues Bild. 59% belastet es, dass die Medien ständig Pandemie-Alarm schlagen. 26% haben Verständnis für Corona-Proteste und 12% (6%) könnten sich vorstellen, selbst an Demonstrationen teilzunehmen.
- Schutzkodex für Journalisten
Die Medienhäuser sollen dem Schutzkodex für bedrohte Journalisten beitreten, fordert der DJV. Damit würden sie sich zur Umsetzung bestimmter Standards bereiterklären. Dazu gehört die Kostenübernahme zur Unterstützung bedrohter (freier) Journalisten und ihrer Familien beispielsweise durch Sicherheitspersonal oder Wohnungswechsel.
Oskar H. Metzger (Karikatur: Bubec).
Oskar H. Metzger profilierte sich als Ressortleiter bei Handelsblatt, Augsburger Allgemeine und WirtschaftsWoche ebenso wie als Herausgeber des Finanz-Pressedienstes und stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbandes.
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