15 wichtige Ereignisse im Medien-Monat Juni 2021
Neugründungen wecken Hoffnung
zusammengestellt von Oskar H. Metzger
- Freude am Zeitschriftenmarkt
Mut macht der Wort & Bild Verlag (Apotheken Umschau), weil er das Magazin „gesund.de“ mit 560.000 Exemplaren startet und damit digital affine Kundinnen ansprechen will. – Freude macht das neue Zeit Magazin Wochenmarkt mit Rezepten zum Selbermachen mit 60.000 Exemplaren. – Interesse weckt die NG Media GmbH mit der ersten Ausgabe von National Geographic History.
- NZZ-Aufstockung in Deutschland
Das deutsche Büro der NZZ wird nicht mehr aus Zürich gesteuert, sondern aus Berlin. Zum neuen Themenschwerpunkt gehört der Klimawandel, wo es an einer marktwirtschaftlichen Stimme fehle. Die NZZ kommt in Deutschland auf mehr als 30.000 voll zahlende Kunden. Das Korrespondenten-Büro wurde zu einem schlagkräftigen Tochterunternehmen ausgebaut und 2021 um 10 auf 20 Leute aufgestockt.
- Umsatzplus bei DuMont
Umsatzplus von 2% auf 430 Mill. Euro in Corona-Zeiten? Das ist möglich. So bei der Mediengruppe DuMont durch Digitalisierungs-Schub und Konzentration auf Kölner Stadt-Anzeiger und Express. 2019 trennte man sich von Berliner Zeitung, Berliner Kurier, Mitteldeutsche Zeitung und Hamburger Morgenpost. Im zweiten Halbjahr 2021 hofft man auf einen Nachholeffekt bei den Werbeerlösen.
- Spiegel-Bilanz mit Gewinnzunahme
Die Spiegel-Gruppe hatte 2020 ein Umsatzminus von 4,1% auf 256,4 Mill. Euro und ein Gewinnplus um 23% auf 25,5 Mill. Euro. Man erwartet eine Erholung des Werbemarktes, wobei nicht alle Vor-Corona-Erlöse zurückkommen dürften. Beim Marketing wurden 1,7 Mill. Euro gespart. Bis Jahresanfang entschieden sich über 50 Mitarbeiter für ein Vorruhestands- und Altersteilzeitmodell.
- Bild-Fernsehen startet vor der Bundestagswahl
Noch vor der Bundestagswahl soll der TV-Sender von Bild starten. Denn die ZAK-Kommission hat die Zulassung erteilt. Nach ersten Ankündigungen sollen montags bis freitags von 9 bis 14 Uhr Moderatoren im Studio und Reporter vor Ort jede Stunde ein aktuell laufendes Thema verfolgen. Dieses wird dann mit Experten und Zuschauern in Interviews und Talks meinungsstark debattiert.
- Top-Bloggerin mit Karriere-Themen
Wirtschafts-Journalismus schlägt Hauswirtschaft. Denn Claudia Tödtmann ist Deutschlands Top-Bloggerin. Ihr WiWo-Management-Blog bedient den Themenbereich Karriere. Bei drei vorhergehenden Auswertungen seit Ende 2017 nahmen jeweils Blogs aus den Bereichen Kochen und Freizeit/Mode/Lifestyle den Spitzenplatz ein. Sie spielen auch weiter eine wichtige Rolle.
- Stern-Umstrukturierung der Redaktion
Eine neue Redaktionsstruktur verändert die Arbeitsweisen beim Stern grundlegend. Dafür hat die Stern-Doppelspitze mehr als 30 Leitungspositionen neu besetzt. Künftig steht die Themen-Idee am Anfang. Danach wird die bestmögliche Erzählweise der jeweiligen Geschichte und der passende Veröffentlichungs-Kanal überlegt (Print, Digital, Audio oder Video).
- Gebühren-Verteilung führt zum Streit
Wer soll die Gebühren aus dem neuen Leistungsschutzrecht bekommen? Darüber streiten sich die Verlage. Die einen wollen von Clickbaiting und Sensations-Journalismus profitieren. Die anderen wollen die Recherche-Leistungen der regionalen Tageszeitungen belohnt wissen. Um den Verteilungsschlüssel der Verwertungsgesellschaft Corint Media wird in der Branche heftig gerungen.
- Journalisten-Schutz soll besser werden
Die Justizminister erwägen einen besseren Schutz der Medienschaffenden. Denn Angriffe auf Journalisten haben sich in letzter Zeit vor allem bei Corona-Protesten gehäuft. Als Beispiel nannte Hessens Justizministerin das Wegnehmen eines Mikrofons, das Wegrennen damit und das Ablegen an anderer Stelle. Sie sprach von der Etablierung eines neuen Straftatbestands.
- Nachrichtenagenturen vereinbaren Gender-Vorgehen
Deutschsprachige Nachrichtenagenturen haben ein gemeinsames Gender-Vorgehen vereinbart, um „diskriminierungssensibler“ zu berichten. Inklusive dpa wollen sie das generische Maskulinum in Abstimmung mit ihren Medienkunden schrittweise zurückdrängen. Noch sei unklar, ob und welches der Sonderzeichen wie Genderstern etc. sich durchsetzen werde.
- Kündigungs-Liste bei Condé Nast
Condé Nast Deutschland plant einen massiven Personalabbau. Die Rede ist von 30 bis 50 Stellen vor allem in den Zeitschriften-Redaktionen. Betroffen sind aber auch Führungspositionen. Künftig sollen in den Länder-Redaktionen (Content Teams) entstandene Inhalte international mehrfach verwertet werden. Dafür werden sie übersetzt und an lokale Zielgruppen angepasst.
- Journalisten-Filter hilft Start-ups
Wie machen sich Start-ups bekannt? Mit Social Media oder klassischer PR-Medienarbeit? Vielen scheint der Journalisten-Filter besser zu sein als der Instagram-Filter. Denn wenn der Journalist einen Bericht bringt, könnte was dran sein. Wer jedoch nur auf Social Media postet, bei dem muss der User selbst filtern, ob hinter dem Eigenlob der Gründer wirklich etwas steckt.
- Laschet-Absage bei „Journalistendarstellern“
Der YouTuber Rezo wollte die Kanzlerkandidaten befragen. Die Idee kam vom Journalisten Tilo Jung von Jung & Naiv. Doch Armin Laschet sagte ab, was ihm Kritik wegen einer „verpassten Chance“ eintrug. Unterstützung bekam Laschet vom WamS-Chefredakteur Johannes Boie, der Rezo und Jung als „Journalistendarsteller“ mit Aktivismus und unterhaltsamem Quatsch bezeichnete.
- Sonnen-Untergang im Murdoch-Imperium
Der Medienmogul Rupert Murdoch hat seine Boulevardzeitung Sun auf null abgeschrieben. Er glaubt damit nicht, die einst meistverkaufte Zeitung auf der britischen Insel wieder auf einen Wachstumspfad bringen zu können. Von früher 5 Mill. Exemplaren ist die tägliche Auflage auf unter 1 Mill. gefallen. Durch die Corona-Krise sank der Umsatz im letzten Geschäftsjahr um mehr als ein Fünftel.
- Meinungsfreiheit auf niedrigstem Wert
Laut einer Allensbach-Umfrage glauben nur 45% der Deutschen, dass man seine politische Meinung noch frei sagen könne. Das ist der niedrigste Wert seit 1953. Rund 44% meinen, es sei besser, vorsichtig zu sein. Gefährliche Themen seien Islam, Vaterlandsliebe und Gleichberechtigung. Für die FAZ zeigt die Umfrage „eine Entfremdung von Volk und politisch-medialer Klasse“.
Oskar H. Metzger (Karikatur: Bubec).
Oskar H. Metzger profilierte sich als Ressortleiter bei Handelsblatt, Augsburger Allgemeine und WirtschaftsWoche ebenso wie als Herausgeber des Finanz-Pressedienstes und stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbandes.
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