15 wichtige Ereignisse im Medien-Monat Mai 2021
Journalisten im Haifischbecken
zusammengestellt von Oskar H. Metzger
- Magazin-Pessimismus wegen Corona
Viele Zeitschriftenverlage rechnen laut VDZ-Umfrage auch 2022 mit Folgen der Corona-Pandemie. Nur 21 % meinen, die Auswirkungen seien 2021 vorbei. 55 % kalkulieren mit Folgen in 2022 und 23 % darüber hinaus. 70 % erwarten weniger Flächenbedarf. Der Umsatz ging 2020 auf 18,8 (2019: 20,2) Mrd. Euro und die Beschäftigten-Zahl um 3,3 % auf 58.000 zurück.
- Bild engagiert Medien-Korrespondenten
Bild baut seine Medienbeobachtung aus und hat per 1. Mai 2021 Georg Altrogge verpflichtet. Als Chefkorrespondent Medien berichtet er direkt an die Bild-Chefredakteure Julian Reichelt und Alexandra Würzbach. Altrogge gründete 2007 den Branchendienst Meedia. Reichelt will mit Altrogge eine zusätzliche Medienform im redaktionellen Angebot etablieren.
- NZZ als seriöses Kontrast-Medium
Mit seinem Newsletter „Der andere Blick“ hat Eric Gujer einst die Expansion der NZZ auf dem deutschen Markt angestoßen. Hier sieht die Zeitung viel Potenzial für neue Leser. Die NZZ präsentiert sich als seriöses Kontrast-Medium zu den deutschen Mainstream-Medien. Ein anderes Konzept hat dagegen Bild. Die Boulevard-Zeitung versteht sich, wie ihr vorgeworfen wird, als „Anti-Mainstream“.
- Kritik an SZ-Artikel
Der SZ-Artikel „Das Ende einer Ära“ über G+J hat die Chefredakteure des Hamburger Medienhauses aufgebracht. Sie reagierten mit Vorwürfen in einem Leserbrief: „Nicht mit einer einzigen namentlich genannten Quelle untermauert“ – „Ansammlung unüberprüfbarer und damit unwiderlegbarer Einzelstimmen“ – „Hätte die SZ bei uns nachgefragt, hätten wir … ein gänzlich anderes Bild vermittelt.“
- Tagesspiegel entschuldigt sich
Für seine Berichterstattung über ein angeblich „antidemokratisches Netzwerk“ hinter der Aktion #allesdichtmachen entschuldigte sich der Tagesspiegel. Es habe handwerkliche Fehler gegeben. Außerdem entschuldigte man sich auch für den Umgang mit dem Mediziner Paul Brandenburg. Denn man habe ihn nicht um ein Statement gebeten, was „eigentlich ein journalistisches Muss“ gewesen wäre.
- Das N-Wort spaltet die Zeitungen
Die NZZ spricht vom „explosivsten Wort Amerikas“. Gemeint sind schwarze Personen. Für sie bürgerte sich laut Wikipedia der Vermeidungsbegriff „N-Wort“ ein. Wer sich nicht daran hält, verliert wegen Rassismus schnell den Job, auch wenn er nur zitiert. Jetzt ist es in Deutschland angekommen. Die FAZ verwendet noch den ursprünglichen Begriff, aber die Stuttgarter Nachrichten bereits das N-Wort.
- Widerstand gegen das Gendern
Der Rat für deutsche Rechtschreibung weigert sich, orthografisch-typografische Veränderungen des Genderns in das amtliche Regelwerk aufzunehmen. Dabei muss es laut FAZ auch bleiben. Dass Institutionen im Hoheitsbereich des Staats dieses Regelwerk ignorieren, ist für die Zeitung „mehr als skandalös“. Damit würden sie eine Grundlage des Zusammenlebens zerstören.
- Betrügerische Mittel beim Diana-Interview
Der BBC-Journalist Martin Bashir hat mit betrügerischen Mitteln das berühmte Diana-Interview ergattert. Laut einem unabhängigen Bericht haben BBC-Führungskräfte das Vergehen verschleiert. Der Sender räumte sein Versagen ein. Der Skandal trifft die BBC zu einer Zeit, in der sie wegen der Rundfunkgebühr von jährlich 174 Euro politisch zunehmend unter Druck kommt.
- Reichweitenvorteile durch Geschenke
Corint Media reichte eine Beschwerde gegen ARD und ZDF ein. Die Landesregierungen dürften nicht zulassen, dass die Sender Inhalte „verschenken“. Denn für eine Wiedergabe von ÖR-Inhalten müssten beispielsweise Supermärkte, Einzelhandelsgeschäfte oder Gaststätten nicht zahlen. Die Verwertungsgesellschaft beklagt dadurch rechtswidrige Reichweitenvorteile gegenüber den Privaten.
- Reichelt gegen Spiegel erfolgreich
Das Landgericht Hamburg hat dem Spiegel per Einstweiliger Verfügung untersagt, seine unter der Überschrift „Vögeln, fördern, feuern“ aufgestellten Behauptungen über Bild-Chefredakteur Julian Reichelt zu wiederholen. Es sei davon auszugehen, dass Reichelt keine ausreichende Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten habe. „Dies wäre indes erforderlich gewesen.“
- Presseförderung kommt nicht
Der Bund stoppt seine Pläne einer Millionenförderung von Presseverlagen. Das Bundeswirtschaftsministerium teilte mit, man habe nach intensiver Prüfung der verfassungs-, haushalts- und beihilferechtlichen Umstände und nach Abwägung aller betroffenen Interessen entschieden, das Programm zur Förderung der digitalen Transformation des Verlagswesens nicht weiterzuverfolgen.
- Nachhaltigkeit ist Top-Thema
Die Nachhaltigkeit hat sich zum Top-Thema der Unternehmens-Kommunikation entwickelt. Laut einer Studie wünscht sich die große Mehrheit der Verbraucher, dass Unternehmen in Zukunft ökologischer, ökonomischer und sozialer wirtschaften. Nachhaltigkeit rückt dadurch zunehmend in den Fokus und zählt zu den wichtigsten Aufgaben von PR, Marketing und Kommunikation.
- Podcasts im Goldrausch
2020 erreichten Podcasts die Spitze des deutschen Mainstreams – angetrieben von der Corona-Pandemie. Einer der Gründe: Viele Menschen möchten informiert und unterhalten werden, ohne Zeit vor einem Bildschirm zu verbringen. Während man die Wohnung putzt, kocht oder spazieren geht, bieten die Audio-Inhalte den gewünschten Zeitvertreib.
- Leserbriefe von Partei-Mitgliedern
Mehr Liebe als Hass. Vor der Bundestagswahl ändert sich die Zusammensetzung von Leserbriefen und Nutzer-Kommentaren in den Medien. Denn die Parteien haben ihre Mitglieder aufgefordert, dort kräftig Werbung zu betreiben. Da wundert es nicht, dass häufig mehr Lobhudeleien für die jeweiligen Kanzler-Kandidaten als Angriffe auf die politischen Gegner stattfinden.
- Hässlicher Cyberangriff auf Madsack Mediengruppe
Der Cyberangriff auf die Madsack Mediengruppe erschwerte die Abläufe. Kriminelle hatten den Verlag attackiert und für Beeinträchtigungen in der Zeitungsproduktion gesorgt. Die polizeilichen Ermittlungen hat das Landeskriminalamt Niedersachsen übernommen. Zur Mediengruppe gehören insgesamt 15 regionale Tageszeitungen und das Redaktions-Netzwerk Deutschland.
Oskar H. Metzger (Karikatur: Bubec).
Oskar H. Metzger profilierte sich als Ressortleiter bei Handelsblatt, Augsburger Allgemeine und WirtschaftsWoche ebenso wie als Herausgeber des Finanz-Pressedienstes und stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbandes.
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