15 wichtige Ereignisse im Medien-Monat November 2021
Corona-Desaster fördert Medien-Schelte
zusammengestellt von Oskar H. Metzger
- Bertelsmann-Eignerin hält Wutrede
Brigitte Mohn platzte wegen des Corona-Desasters der Kragen. Deshalb veröffentlichte sie auf LinkedIn eine Wutrede. Sie kritisierte die Politiker und forderte eine mehrsprachige Impf-Aufklärung. Aber auch Journalisten blieben nicht verschont. Die Bertelsmann-Eignerin (RTL/Gruner + Jahr) kritisierte ein „Durcheinander der Medienberichterstattung“. In den eigenen Redaktionen dürfte der Blutdruck steigen.
- Einseitige Berichterstattung untersucht
Wurde die Corona-Berichterstattung zu Recht als „einseitig, unkritisch, regierungsnah“ kritisiert? „Ja, zumindest teilweise“, wenn man zwei Augstein-Studien glaubt. Bei elf untersuchten Leitmedien spielten Opposition, Bürger und Betroffene eine untergeordnete Rolle. Da in Polit-Talks meist die handelnden Politiker auftraten, wurden auch 68% der Corona-Maßnahmen positiv bewertet.
- Drohungen lassen zwei Fernsehsender kapitulieren
Zwei niederländische Fernsehsender haben vor Drohungen kapituliert. Ihre Dienstfahrzeuge fahren ohne Logos und Aufkleber, um nicht weiter „Zielscheibe“ zu sein. Dadurch sollen Mitarbeiter vor Anfeindungen geschützt werden. Corona-Demonstranten würden Journalisten regelmäßig beschimpfen, anspucken und bedrohen. Außerdem gab es mehrere tätliche Angriffe.
- Zeitungs-Unterstützung durch Ampel-Parteien
Die Medien-Branche hat mit großer Freude den Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien studiert. Denn die wollen die Förderung einer flächendeckenden Presseversorgung prüfen. Verlage plädierten in der Vergangenheit für eine Unterstützung bei der Zeitungs-Zustellung. Denn vor allem ländliche Regionen leiden unter den gestiegenen Zustellkosten.
- Entschuldigung rettet Präsidenten-Posten
Die Bezeichnung von Journalisten als „Propaganda-Assistenten“ brachte Springer-Chef Mathias Döpfner im Verlegerverband BDZV großen Ärger. Doch nach einer Distanzierung samt Entschuldigung konnte er dort seinen Präsidenten-Posten behalten. Das BDZV-Präsidium bekannte sich einmütig zum unabhängigen Journalismus sowie zur Presse- und Meinungsfreiheit.
- Israel-Problem bei ZDF-Nachricht
Focus-Online schießt scharf gegen das ÖR-Fernsehen. Folgender Anlass: Ein palästinensischer Terrorist wurde, nachdem er einen Menschen getötet und drei verletzt hatte, von der Polizei erschossen. Danach lautete die Überschrift der ZDF-Nachricht: „Israel: ein Palästinenser erschossen“. Damit sind die antiisraelischen Ausfälle der ÖR-Sender für Focus-Online „um eine Affäre reicher“.
- Auf antisemitische Haltung reagiert
Der „Zentralrat der Juden in Deutschland“ hat die WDR-Entscheidung gutgeheißen, von einer Zusammenarbeit mit der Journalistin Nemi El-Hassan vollständig abzusehen. Ihr war eine antisemitische Haltung unterstellt worden. Die Journalistin warf dem WDR vor, dass er im Umgang mit ihr einer von Rechtsextremen induzierten Kampagne nachgegeben habe.
- Unionspolitiker starten „TheRepublic“
Unionspolitiker haben TheRepublic gestartet. Die neue Kampagne-Plattform versteht sich als „außerparlamentarische Stimme von CDU und CSU“. Die Macher warnen vor einem Linksruck und wollen mit „1.000 freien Mitarbeitern“ eine mediale Gegenöffentlichkeit bieten. Unterstützung kommt von Friedrich Merz und Carsten Linnemann. Zum Führungsteam gehört die Bosbach-Tochter Caroline.
- CDU-Landesparteitag beschließt Gender-Veto
Der CDU-Landesparteitag in Baden-Württemberg hat sein Veto gegen das Gendern eingelegt. Er sprach sich für die Beibehaltung der männlichen und weiblichen Form in Sprache und Schrift aus. Deshalb solle in der offiziellen Kommunikation auf Sonderzeichen verzichtet werden. Die Aufforderung richtet sich an den ÖR-Rundfunk und die Verwaltung.
- Unkritische Berichte vor der Bezahlschranke
Derzeit wird eine erstaunliche Entwicklung diskutiert. Danach gibt es unkritischen Haltungs-Journalismus umsonst, während mehr kritischer Journalismus hinter der Bezahlschranke präsentiert wird. Warum? Erstens ist Verlautbarungs-Journalismus billiger, weil er nicht aufwendig geprüft wird und weniger qualifiziertes Personal benötigt. Zweitens gibt es hinter der Paywall weniger Shitstorms.
- Problemzone für Printmedien verschlimmert
Die politische Konstellation verschlimmert die schwierige Gemengelage der Printmedien. Die Kosten für aufwendige Recherchen explodieren, die Papierpreise steigen und die Werbeeinnahmen sinken. Das geht bei den Lokal- und Regionalzeitungen einher mit beschleunigten Auflagenverlusten. Von den 88 großen Titeln büßten im dritten Quartal 2021 nur neun weniger als 2% ein.
- Unterstützung durch Gates-Stiftung
Finanzierungshilfe für die Medien kann auch anders erfolgen. So spendet die Gates-Stiftung insgesamt 2,9 Mill. Dollar für Spiegel Online. Zweck der Unterstützung ist es, die soziale Spaltung in der Welt zu überwinden. Indirekt – vermittelt über eine weitere Stiftung – ist auch eine sechsstellige Unterstützungs-Zahlung an die FAZ geflossen.
- Internet gewinnt an Zuspruch
Laut „Vielfaltsbericht 2021 der Medienanstalten“ ist die Nutzung des Internets bei der Information der Bevölkerung um 14 Prozentpunkte gestiegen. Mit 53% liegt sie nur noch knapp hinter dem bisherigen Leitmedium Fernsehen mit 56%. Voraussichtlich 2022 dürfte laut ZAK-Prognose das Internet das Fernsehen in der Bevölkerung als wichtigste Info-Quelle über das Zeitgeschehen abgelöst haben.
- WZ und RND werden Partner
Die Westdeutsche Zeitung ist neuer Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) der Madsack Mediengruppe. Die WZ bezieht von dort insbesondere Politik- und Wirtschaftsinhalte. Damit bekommen mehr als 60 Tageszeitungen mit einer täglichen Auflage von über zwei Mill. Exemplaren und einer Reichweite von sechs Mill. Lesern überregionale Inhalte vom RND.
- „Gute Nachrichten“ sollen Leser besänftigen
Früher galt für den Nachrichtenstoff im Journalismus „bad news are good news“. Heute werden „gute Nachrichten“ oder „Lösungen“ dazwischen gemischt, damit die Menschen nicht frustriert die Zeitung aus der Hand legen. Damit will man die Nachrichten-Verweigerung bekämpfen. Aus gutem Grund: Denn Nachrichten-Verweigerer kaufen natürlich keine Zeitungen.
Oskar H. Metzger (Karikatur: Bubec).
Oskar H. Metzger profilierte sich als Ressortleiter bei Handelsblatt, Augsburger Allgemeine und WirtschaftsWoche ebenso wie als Herausgeber des Finanz-Pressedienstes und stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbandes.
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