15 wichtige Ereignisse im Medien-Monat August 2021
Streit um Ausgewogenheit
zusammengestellt von Oskar H. Metzger
- Beginn einer gefährlichen Diskussion
In Forschung und Medien beginnt eine gefährliche Diskussion. Es geht um Ausgewogenheit bzw. falsche Ausgewogenheit (False Balance) in der Berichterstattung. Im Zusammenhang mit Klimawandel und Corona wird eine falsche Ausgewogenheit kritisiert, weil der Mehrheitsmeinung oft einige wenige Einzelmeinungen als gleichwertig gegenüber gestellt würden.
- Kritisches Hinterfragen gehört dazu
Bei der Diskussion um falsche Ausgewogenheit wird ein journalistisches Grundprinzip verletzt. Es geht dabei darum, ein Problem von mehreren Seiten zu betrachten. Deshalb darf bei ausgewogenen Berichten nicht nur eine Seite zu Wort kommen. Das gilt auch für Klimawandel und Corona. Denn kritisches Hinterfragen gehört zum journalistischen Kerngeschäft.
- Geo-Gendern sanft geschehen
Die Redaktion von Geo will sich behutsam um eine gendersensible Sprache bemühen. Dabei soll aber das Gender-Sternchen nach Möglichkeit vermieden werden. Eine Arbeitsgruppe der Redaktion hat Formulierungs-Vorschläge zusammengestellt, um möglichst „sanft zu gendern“. Dass „die Soldat*innen von Sparta die Athener*innen angreifen“, werde es also nicht geben.
- Gender-Verweigerung angekündigt
Die Gender-Aktivitäten gehen nicht nur in eine Richtung. Nach vielen Gender-Ankündigungen werden jetzt auch Gender-Verweigerungen bekannt. So erklärt „Mobil in Deutschland e. V.“ ausdrücklich, dass die Anrede im Vereins-Magazin nicht geändert wird. Der Testsieger unter den Automobilclubs wörtlich: „Gendern ist wie Tempolimit – völlig überflüssig.“
- BBC-Strafe für Diana-Interview
Das BBC-Interview mit Prinzessin Diana von 1995 kommt den Sender teuer. Weil es vom Journalisten Martin Bashir mit unlauteren Methoden erschlichen wurde, reichten Entschuldigungen nicht aus. Deshalb will die BBC als Wiedergutmachung 1,5 Mill. Pfund an Wohltätigkeits-Einrichtungen spenden. Das Geld stammt u. a. aus den Verkaufserlösen für die Rechte an dem Interview.
- Genossenschaft soll Parteiblatt retten
Wie kann ein Parteiblatt mit einer Auflage von 17.831 Stück überleben? Darauf hat die linke Tageszeitung Neues Deutschland eine Antwort gefunden. Nach jetzigen Planungen soll künftig eine Genossenschaft von Lesern und Mitarbeitern Herausgeber werden. Denn die Linkspartei stört sich als Mitgesellschafterin an rückläufigen Abo-Zahlen und Kosten für die Digitalisierung.
- Lockmittel für Bild-Fernsehen
Laut FAS lässt das neue Bild-Fernsehen die Muskeln spielen. So konkurriert man am Sonntag mit „Die richtigen Fragen“ gegen „Anne Will“. Dabei lockt man Politiker folgendermaßen: „Äußert er oder sie sich bei uns, ist es am Montag möglicherweise der Bild-Politik-Aufmacher oder gar die Schlagzeile auf all unseren Plattformen mit einer Gesamtreichweite von über 40 Millionen.“
- Berufs-Risiken der Journalisten
Die Risiken für Medien nehmen zu. In London wollten wütende Impfgegner das BBC-Hauptquartier stürmen und sein Nachrichtenprogramm wegen „Propaganda“ stören. Allerdings irrten sie sich beim Gebäude. Schon im Juni attackierten Protestierende einen BBC-Reporter und beleidigten ihn als Verräter. Wegen Morddrohungen wird bereits über Selbstverteidigungs-Training nachgedacht.
- Zeitungskrieg in Regensburg
Gibt es einen Zeitungskrieg in Regensburg? Fast sieht es so aus. Nachdem das Monopolblatt Mittelbayerische Zeitung von der Passauer Neuen Presse geschluckt wird, kommt jetzt der Konkurrent aus Straubing mit einem eigenen Angebot auf den Markt. Der Newcomer heißt Regensburger Zeitung. Über eine Regensburg-Redaktion verfügt das Straubinger Tagblatt bereits seit Jahrzehnten.
- Genehmigung höherer ÖR-Gebühren stößt sauer auf
Das Bundesverfassungsgericht genehmigte die ÖR-Gebühren-Erhöhung, obwohl ARD und ZDF der Presse laut Bild heftig Konkurrenz machen. Gleichzeitig schaffte es für Sachsen-Anhalt-MP Reiner Haseloff eine „Demokratie-Problem“ zwischen Bund und Ländern. Außerdem verschärfte es die Diskussion über die Ausgewogenheit der ÖR-Sender sowie ihre üppigen Bezahlungen.
- Gehaltserhöhung für FAZ-Mitarbeiter
Die FAZ registrierte 2020 und in den ersten Monaten 2021 eine „erfreuliche Entwicklung“. Nachdem die Umsatzrendite ein Niveau wie in den neunziger Jahren erreichte, gab es Gehaltserhöhungen und Sonderprämien für die Mitarbeiter. Der „Newsletter für Deutschland“ der FAZ erzielt gut 133.000 Versendungen und ist im Gegensatz zu vielen Konkurrenten nicht unentgeltlich.
- Betriebsschließung wegen Auftragsmangel
Wegen wirtschaftlicher Folgen der Pandemie schließt „Boyens Medien“ die eigene Zeitungsdruckerei in Weddingstedt-Borgholz. Betroffen sind dort 84 Mitarbeiter, zwei Drittel davon in Festanstellung. Seit Beginn der Corona-Krise seien viele große Aufträge ausgeblieben und Beilagen dauerhaft storniert worden. Boyens-Website gibt die Auflage der Tageszeitungen mit 32.200 Exemplaren an.
- Diversität trifft deutsche Moderatorin
Simone Standl (59) war zuletzt 17 Jahre Moderatorin der WDR-Sendung Lokalzeit. Sie wurde durch Sümeyra Kaya (38) ersetzt. Deshalb wirft sie dem WDR vor, sich krampfhaft diverser aufzustellen. Aus Sicht der Zuschauer würden die „deutschen Moderatoren nach und nach ausgewechselt, weil wir keinen Migrations-Hintergrund haben“. Jetzt soll sie eine Abfindung erhalten.
- Anzeigen-Rückgänge sind dramatisch
Die Anzeigen- und Werbeerlöse der Zeitungen gingen 2020 laut BDZV um 16,9% auf 1,82 Mrd. Euro zurück. Damit steuerten sie 26% zu den Einnahmen bei. Dagegen stiegen die Erlöse durch Einzelverkauf, Abos und E-Paper um 4,1% auf 5,17 Mrd. Euro. Der Gesamtumsatz verringerte sich dadurch um 2,3% auf 6,99 Mrd. Euro. Damit setzte sich der negative Trend vergangener Jahre fort.
- Stellen-Abbau bei Nürnberger Zeitungen
Bis zum Frühjahr 2022 streicht die Nürnberger Presse laut Verdi 80 Vollzeit-Stellen. Damit will man sich für die Zukunft fit machen und ab 2024 wieder Gewinn erwirtschaften. Sollten sich nicht genug Freiwillige für Abfindungen finden, sind betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen. Zum Verlag gehören unter anderem Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung.
Oskar H. Metzger (Karikatur: Bubec).
Oskar H. Metzger profilierte sich als Ressortleiter bei Handelsblatt, Augsburger Allgemeine und WirtschaftsWoche ebenso wie als Herausgeber des Finanz-Pressedienstes und stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbandes.
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