15 wichtige Ereignisse im Medien-Monat März 2021
PR-Profis übergehen Zeitungen immer häufiger
zusammengestellt von Oskar H. Metzger
- Pressestellen vor neuen Aufgaben
Die PR-Welt hat sich gewandelt. Die Botschaften gehen seltener via Pressekonferenz oder Journalisten zu den Bürgern. Denn in Zeiten von Social Media wird dieser Weg immer weniger beschritten. Inzwischen übergehen die PR-Profis die klassischen Medien häufiger und kommunizieren via Facebook, Instagram & Co. direkt mit den Zielgruppen.
- Mediengespräche verlieren Bedeutung
Aber die alten PR-Instrumente sind noch nicht auf dem Schrottplatz der Geschichte gelandet. Mediengespräche und der Versand von Pressemitteilungen bleiben fester Bestandteil der Kommunikation. Doch ihre Bedeutung schrumpft, weil sich aufgrund der vielen direkten On- und Offline-Kanäle immer mehr PR-Profis für den einfacheren Weg entscheiden.
- Spiegel muss zurückrudern
Qualitäts-Fehler haben dem Spiegel geschadet. Er musste sein Bedauern aussprechen und zurückrudern. Seine Headline „Firma von Spahns Ehemann verkaufte Masken ans Gesundheitsministerium“ erweckte den falschen Eindruck. Denn der Ehemann ist zwar bei Burda beschäftigt, aber die Masken-Vermittlung erfolgte über den Burda-CEO ohne Gewinnabsichten.
- Gefälschter NDR-Dokumentarfilm
Zuerst wurde der „Dokumentarfilm“ preisgekrönt. Dann musste sich der NDR von „Lovemobil“ distanzieren. Denn über weite Strecken wurden Szenen gezeigt, die nicht authentisch waren. Zentrale Protagonisten des Films schilderten nicht ihre persönlichen Erfahrungen, sondern spielten eine Rolle. Situationen seien nachgestellt oder inszeniert worden, beklagt eine Pressemitteilung.
- Reichelt bleibt Bild-Chefredakteur
Der Medienkonzern Springer hat entschieden. Julian Reichelt bleibt Bild-Chefredakteur. Das Compliance-Verfahren erbrachte keine Abberufungs-Ergebnisse. Allerdings wird BamS-Chefredakteurin Alexandra Würzbach auch Mitglied der Bild-Chefredaktion. Für die inhaltliche Ausrichtung aller Produkte sind beide gemeinsam verantwortlich.
- Politik will Redaktionen umgestalten
Das Bundeskanzleramt verstärkt die Einflussnahme auf die Medien. Es unterstützt die „Neuen deutschen Medienmacher*innen“, die eine „30%-Quote für Journalist:innen aus Einwandererfamilien, für schwarze Journalist:innen und Medienschaffende of Color“ in Redaktionen fordern. Diversität herrscht bereits bei den Talkshow-Gästelisten.
- Kritik an Gastbeiträgen
Auch die Otto Brenner Stiftung will die Medien verändern. Sie brandmarkt ungefilterte Gastbeiträge von Politikern, weil sie eine kontroverse Debattenkultur behindern. Damit würden die Zeitungen billig ihre Seiten füllen und den negativen Trend zur Personalisierung im Journalismus fördern. Kritisiert wird mangelnde Diversität und fehlender Migrationshintergrund vieler Autoren.
- Entschuldigung für „Indianerhäuptling“
Sie wollte als Kind gerne „Indianerhäuptling“ werden. Dafür kassierte eine Grüne von Delegierten ihres Landesparteitags heftige Kritik und entschuldigte sich, um Angehörige „indigener Völker“ nicht zu kränken. Deshalb schimpfte ein Bild-Kommentator gegen die Sprachpolizei, die unsere schöne Sprache mit Gender-Deutsch verhunze. Und die CSU sprach von Verbots-Partei.
- Mehrheit gegen Gendersprache
Die NZZ legt eine Umfrage von Infratest Dimap vor. Darin lehnen die Anhänger von FDP, CDU/CSU, AfD und auch der SPD die Gendersprache mehrheitlich ab. In der Mehrheit dafür sind Linke und Grüne. Für Chefredakteur Eric Gujer ist Identitätspolitik ein ätzendes Gift und neuer Klassenkampf. Damit würden gut vernetzte akademische Eliten die Gesellschaft zersetzen.
- NZZ prangert Linksruck an
Die NZZ kritisiert die politische Prüderie, die mit der Einstufung von Kritikern als Rechtsextreme oder Corona-Leugner das Meinungsklima vergifte. In den Medien herrsche ein Linksruck. Heute würden Positionen als rechts gelten, die früher Mainstream waren. Bewusst halte man die Übergänge fließend zwischen Konservatismus, Populismus und Rechtsradikalismus.
- Reitschuster wird verteidigt
Durch Cancel Culture werden laut NZZ Personen aus der Debatte ausgeschlossen und als Aussätzige behandelt, mit denen man nicht aufs Podium sitzen will. Jetzt gehe die „SZ“ gegen den freien Journalisten Boris Reitschuster vor. Er würde „Propaganda und Verschwörungsmythen“ verbreiten, was laut SZ-Argumentation „Ausschlussgründe“ für die Bundespressekonferenz sein könnten.
- In den Medien steigt die Angst
Bei Journalisten und PR-Profis breitet sich Angst aus. Deshalb sorgt die „Schere im Kopf“ dafür, dass sie keine „gefährlichen“ Ausdrücke verwenden. Man zensiert sich selbst, um nicht anzuecken und seinen Arbeitsplatz zu gefährden. Denn Gender-Wächter können unter Kollegen ebenso sein wie im Internet, wo sie einen Shitstorm auslösen. Lockerheit und Ungezwungenheit werden Fremdworte.
- Warnung vor Gesellschafts-Spaltung
Bundestagsvizepräsident a.D. Wolfgang Thierse warnt in der FAZ vor einer Spaltung der Gesellschaft durch die Identitäts-Politik. Beim Kampf um ihre Rechte würden die Minderheiten Diskussionen darüber verweigern, dass auch Mehrheiten berechtigte Ansprüche haben. Diese Ansprüche der Mehrheiten dürften aber nicht als konservativ, reaktionär oder gar als rassistisch denunziert werden.
- Unternehmens-Kommunikation unter Druck
Die Politisierung von Wirtschaft und Medien steigt. Durch Klimaschutz, Green Deal oder Gender werden die Rahmenbedingungen für Unternehmen immer enger. Dadurch wächst der Druck auf die Kommunikationsabteilungen. Doch für die Wirtschaft birgt eine Ausrichtung zur Durchsetzung politischer Ziele große Gefahren.
- Honorar-Katastrophe bei freien Journalisten
Die Situation freier Journalisten ist alarmierend. Nach einer DJV-Umfrage sank im Corona-Jahr 2020 ihr Durchschnittseinkommen um 25% auf 25.500 Euro. Rund ein Drittel hatte Rückgänge um über 50% und jeder Zehnte hatte gar keine Aufträge. Besonders hart betroffen waren Veranstaltungs-Berichterstatter und Bildjournalisten. Fast 20% mussten Altersvorsorge-Vermögen auflösen.
Oskar H. Metzger (Karikatur: Bubec).
Oskar H. Metzger profilierte sich als Ressortleiter bei Handelsblatt, Augsburger Allgemeine und WirtschaftsWoche ebenso wie als Herausgeber des Finanz-Pressedienstes und stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbandes.
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